Wann Sie Ihr Kind bilingual erziehen sollten

Laut Schätzungen des Bundesverbandes für Logopädie wachsen in Deutschland etwa 30 Prozent aller Kinder zweisprachig auf. Und das ist auch gut so. Zumindest wenn ein Elternteil eine andere Muttersprache hat oder diese perfekt beherrscht, weil zum Beispiel die eigenen Eltern aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland stammen.
Allerdings sollten Sie nicht aus falsch verstandenem Ehrgeiz Ihr Kind beispielsweise auf Englisch erziehen, obwohl Sie diese Sprache selbst nicht fließend beherrschen. Denn erstens lernt Ihr Kind dann eine künstliche Form der Sprache und zweitens werden Sie irgendwann unweigerlich an Ihre Grenzen stoßen.

Wenn Sie aber eine Sprache fließend, das heißt auf muttersprachlichem Niveau, dem C2 Level, beherrschen, dann wäre es geradezu eine Schande, die Sprache nicht an den Nachwuchs weiterzugeben. Denn im Gegensatz zu uns Erwachsenen lernen Kinder eine neue Sprache nicht durch mühsames Pauken von Grammatik und dem Lernen von Vokabeln, sondern ganz nebenbei. Dieser Effekt wird noch verstärkt, je jünger die Kinder sind. Lernen Kinder dagegen erst ab einem Alter von 11 Jahren auf der weiterführenden Schule eine Fremdsprache, dann werden sie in dieser Sprache aller Wahrscheinlichkeit nach kein muttersprachliches Niveau erreichen können. Beherrschen sie die Sprache dagegen nahezu perfekt, dann eröffnen sich im späteren Berufsleben ganz neue Perspektiven, denn in Zeiten der Globalisierung ist Mehrsprachigkeit gefragter, denn je. Außerdem eröffnet Mehrsprachigkeit den Zugang zu anderen Kulturen, denn neben der Sprache vermittelt man ganz automatisch Gestik, Aussprache, Mimik und andere sprachliche Gepflogenheiten. Weiterhin fördert der Wechsel zwischen zwei Sprachen schon früh die kognitiven Fähigkeiten der Kinder.

Natürlich gilt es auch bei der bilingualen Erziehung, ein paar Regeln einzuhalten, die wir Ihnen im Folgenden erklären möchten:

1. Die 1 und 1 Regel
Diese Regel besagt, dass ein Elternteil mit dem Kind konsequent immer die gleiche Sprache sprechen soll. Nur so lernen Kinder den Unterschied zweier Sprachen, zum Beispiel der Sprache, die zu Hause gesprochen wird und der im Kindergarten oder in der Schule. Dabei ist es egal, welche Sprache Sie als Eltern zusammen sprechen, solange zum Beispiel der Vater mit dem Kind immer Italienisch und die Mutter immer Deutsch spricht.

2. Beide Elternteile sollten die Fremdsprache verstehen
Wenn der Vater also mit dem Kind Italienisch spricht, dann sollte die Mutter diese Fremdsprache zumindest verstehen, denn ansonsten ist eine Übersetzung ins Deutsche nötig. In der Folge würde das Kind es nicht mehr als notwendig ansehen, Italienisch zu lernen.

3. Nutzung unterstützender Maßnahmen
Sollten Sie noch unsicher sein, dann schicken Sie Ihr Kind doch ergänzend in einen bilingualen Kindergarten oder besprechen Sie die Möglichkeit, ein Au-Pair-Mädchen zu sich nach Hause zu holen. Zur Unterstützung von älteren Kindern ist ein Kurs an einer Sprachschule denkbar.

4. Die Zweitsprache zu Hause lernen
Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, dass beide Elternteile mit Ihrem Kind zu Hause in der Zweitsprache sprechen, wobei die Regel gilt, dass man ins Deutsche wechselt, sobald man das Haus verlässt. Der Wechsel zwischen den Sprachen erfolgt in diesem Fall gleichzeitig mit einem räumlichen Wechsel, was es den Kindern zum einen leichter macht. Zum anderen hat die Familie in der Öffentlichkeit dann nicht das Gefühl, andere auszugrenzen.

Egal, für welchen Weg Sie sich entscheiden, Sie sollten insbesondere bei jüngeren Kindern spielerisch und vor allem ohne Druck an die Sache herangehen. Auf diese Weise nutzen Sie den Vorteil, dass Kinder sehr leicht eine Sprache lernen können. Dass Schulbücher oder gar Hausaufgaben tabu sind, versteht sich dabei von selbst.

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