Studie: Erhebliche Leseschwierigkeiten bei Grundschülern
In der neuen Iglu-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) wurde festgestellt, dass beinahe jeder fünfte Viertklässler in Deutschland nicht richtig lesen kann. An der Studie, die seit 2001 alle fünf Jahre durchgeführt wird, nahmen im Untersuchungszeitraum 2016 insgesamt 57 Staaten und Regionen teil. Am besten schnitten Schülerinnen und Schüler aus Russland ab, gefolgt von Singapur und Hongkong. Deutsche Grundschüler belegten im internationalen Vergleich Platz 26 und liegen mit ihren Leistungen noch unter dem EU- und dem OECD-Durchschnitt.
Zwar stieg in Deutschland die Anzahl der besonders lesestarken Viertklässler seit 2001 von 8,6 Prozent auf 11,8 Prozent, im gleichen Zeitraum erhöhte sich aber auch die Zahl der Grundschüler mit starken Leseschwächen von 16,9 Prozent auf 18,9 Prozent. Auf der fünfstufigen Skala, die bei der Iglu-Studie zugrunde gelegt wird, erreichte rund ein Fünftel der deutschen Grundschüler nur eine der beiden untersten Kompetenzstufen.
Im Rahmen der Studie wurde außerdem festgestellt, dass in Deutschland die signifikant höchsten sozial bedingten Disparitäten in den Leseleistungen festzustellen sind – und diese seit 2001 sogar noch zugenommen haben. Die berufliche Qualifikation der Eltern und die Anzahl der Bücher im Haushalt haben einen feststellbaren Einfluss auf die Lese- und Textkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Der Leistungsvorsprung von Kindern aus Familien mit mehr als 100 Büchern lag mit 54 Punkten bei etwas mehr als einem ganzen Lernjahr.
Unverändert und in fast allen Teilnehmerstaaten festzustellen sind seit 2001 geschlechtsspezifische Unterschiede: Mädchen lesen lieber und besser als gleichaltrige Jungen. Insgesamt rund 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland lesen außerhalb der Schule wenigstens ein- bis zweimal wöchentlich zu ihrem Vergnügen. Auch hier liegen Mädchen vorn und Kinder ohne Migrationshintergrund lesen etwas häufiger als Kinder von im Ausland geborenen Eltern. Um fünf Prozent gesunken ist auch die Anzahl von Grundschülern, die jeden oder fast jeden Tag zu ihrem Vergnügen lesen. Rund 17 Prozent gaben an, nie oder fast nie außerhalb der Schule zu lesen.
Auch in Sachen Förderung gibt es noch einiges zu tun, denn nur rund ein Drittel der leseschwachen Schülerinnen und Schüler in Deutschland werden gezielt mit einer zusätzlichen schulischen Maßnahmen bei der Verbesserung ihrer Lesekompetenz unterstützt.
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