Mein Kind ist Linkshänder, was nun?

Etwa 10% der Bevölkerung in Deutschland schreibt mit der der linken Hand. Die genauen Ursachen, warum bei vielen Menschen die rechte, bei manchen die linke Hand dominant ist, sind noch immer nicht erforscht. Die Gene spielen eine Rolle, jedoch scheinen noch einige andere Faktoren von Bedeutung zu sein.

Bewegungen und Tätigkeiten, die mit der linken Seite des Körpers ausgeübt werden, werden von der rechten Gehirnhälfte gesteuert und umgekehrt. Dabei handelt es sich aber nicht um eine schlichte Spiegelung der Seite, denn je nach Händigkeit sind andere Hirnbereiche stärker aktiviert. Auf der bei Rechtshändern dominanten linken Seite, findet vor allem das rationale Denken statt, die rechte Gehirnhälfte, welche die linke Hand steuert, ist für Kreativität und Vorstellungsvermögen zuständig. Es findet also je nach Dominanz der Gehirnhälfte eine unterschiedliche Aufnahme und Verarbeitung der Sinnesreize statt.

Welche Seite bei einem Menschen dominant ist, ist natürlich vorgegeben. Im Laufe der ersten Lebensjahre wird allmählich sichtbar, welche Seite dies ist: desto komplexer die Handlung ist, die ein Kind machen möchte, desto eher wird es die dominante Hand dafür einsetzen.

 

Vorurteile über Linkshändigkeit

Linkshändigkeit war in früheren Zeiten verpönt, Linkshändern wurden viele negative Eigenschaften zugeschrieben: sie galten als minderbegabt und ungeschickt. Diese Vorurteile sind widerlegt. Zwar arbeitet das Gehirn von Linkshändern anders als das von Rechtshändern, dabei ist aber nur die Art der Verarbeitung anders, nicht aber die Leistungsfähigkeit.

 

Keine Umpolung in der Schule mehr

Bis weit in die siebziger Jahre hinein wurden linkshändige Kinder in der Schule gezwungen mit der rechten Hand zu schreiben. Seit die Forschung festgestellt hat, dass eine Umpolung von Linkshändern auf die rechte Hand als Schreibhand einen massiven Eingriff darstellt, der zu Sprach- und Gedächtnisstörungen, Konzentrations- und Orientierungsschwierigkeiten und mehr führen kann, werden Kinder in der Schule nicht mehr zwangsweise umgepolt.

Doch Kinder wollen meist die Erwartungen ihrer Eltern erfüllen und imitieren auch gerne was sie sehen. Auf diese Weise kann es dazu kommen, dass ein Kind, das eigentlich ein Linkshänder ist sich selbst „umerzieht“ um dem Bild zu entsprechen, das es in seiner Umgebung sieht oder die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen. Auch wenn dies freiwillig geschieht, kann es dieselben negativen Auswirkungen haben, wie eine zwangsweise Umerziehung.

 

Eine Welt für Rechtshänder

Unsere Welt ist auf Rechtshänder ausgerichtet. Linkshänder treffen daher immer wieder auf Situationen, in denen Werkzeuge und Hilfsmittel für sie wenig oder gar nicht geeignet sind. So wie Sparschäler, Soßenkellen und Dosenöffner, die nur mit der rechten Hand zu bedienen sind oder Hebel und Griffe an Maschinen, die sie mit der rechten Hand, also ihrer weniger geschickten und schwächeren Seite bedienen müssen etc. Das mag übrigens vielleicht ursprünglich zu dem Vorurteil geführt haben, Linkshänder seien ungeschickt.

Doch es beginnt schon wesentlich früher: schon das Schleife binden wird Kindern meistens so gezeigt, wie es für Rechtshänder am einfachsten geht, nicht aber für Linkshänder und das gilt für viele alltägliche Handlungen.

 

Wie Sie Ihr Kind am besten unterstützen können

Vermeiden Sie es, es zu beeinflussen. Legen Sie ihm Gegenstände so hin, dass diese mit beiden Händen gleich gut zu erreichen und zu ergreifen sind. Wählen Sie Spielzeuge aus, die es unabhängig von der Händigkeit gleich gut nutzen kann. Äußerungen, es solle die „richtige“ Hand nutzen, auch von anderen Personen der näheren Umgebung, sollten unterbleiben. Die richtige Hand ist diejenige, die für das Kind die beste Hand ist. Bleiben Sie geduldig, wenn komplexere Tätigkeiten wie das Schuhe zubinden, länger brauchen. Setzen Sie sich ihrem Kind gegenüber anstatt daneben, so dass Ihr Kind die Bewegung spiegelbildlich nachmachen kann.

 

Linkshänder in der Schule

Mittlerweile sind eine ganze Reihe an Werkzeugen und Materialien erhältlich, die für Linkshänder konzipiert wurden. Dazu gehören Scheren, Linkshänderfüller oder Matten, die dabei helfen, das Schreibblatt oder Heft in einem Winkel auf dem Tisch liegen zu haben, kannauch das Linkshänderkind mit einer lockeren Handhaltung schreiben, ohne das frisch Geschriebene zu verwischen.

Ein Linkshänder sollte in der Schule links außen sitzen, so dass er den linken Arm frei bewegen kann und nicht beim Schreiben mit seinem Tischnachbarn ins Gehege kommt. Im Idealfall sollte dabei das Licht von rechts kommen, so wirf die Schreibhand keinen Schatten.

 

Weitere Informationen gibt es bei der Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder e.V.: https://lefthander-consulting.org/deutsch/

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